Ich und meine Frustration

„Ich hätte auch gerne ein großes Haus. Das Auto ist ja toll, das will ich auch haben. Wow, wie der von seinem Job schwärmt, ich will auch so einen tollen Job. Man hat die schönes lockiges/glattes Haar! – Mit meinen Glatten/Locken kann man ja nichts anfangen. Schau dir das Bild auf ihrem/seinem Profil an, er/sie sieht so glücklich aus! – Das wäre ich auch gerne! Wo sie/er schon wieder gewesen ist … Wieso kann ich nicht so aktiv sein?“

Es passiert oft, dass wir unser Leben mit Momentaufnahmen vergleichen, die wir von einem Anderen erhaschen. Von diesen kurzen Sequenzen glauben wir zu wissen, wie der andere lebt. Wir glauben, dem anderen würde es viel besser ergehen als einem Selbst. Auch wenn wir das logisch durchleuchten und feststellen, dass das Leben aus mehr als nur einem Augenblick besteht, fällt es uns schwer objektiv zu bleiben.
Gefördert wird dies von sozialen Netzwerken und Medien, in welchen wir meist Bilder von glücklichen Ereignissen posten. Wir verlinken Orte, die wir gerade besucht haben oder noch werden. Ein Außenstehender kann leicht den Eindruck bekommen, dass der Andere ein aktives und aufregendes Leben führt.
Dabei wird völlig ausgeblendet, dass es lediglich Sequenzen des Alltags sind. Momente, die eingefangen werden und rein gar nichts über das Leben der »besseren« Person aussagen. Vor dem perfektem Selfie in der Sonne nach dem Feierabend könnte, die abgebildete Person einen schweren Konflikt in der Arbeit gehabt haben.
Ein Bild, das eine Gruppe von Freunden, beim glücklichen Kochen zeigt, könnte für den Gastgeber, wenn alle nach Hause gehen, zu einem einsamen depressiven Abend werden.
Diese kurzen Eindrücke erwecken in uns das Gefühl, mit uns stimmt etwas nicht. Irgendwas bei uns läuft falsch. Denn ich bin nicht ständig glücklich oder unterwegs oder attraktiv. Es wirkt, als würden wir unsere persönlichen Ressourcen nicht vollkommen ausschöpfen. Unzufriedenheit entsteht.
Die Unzufriedenheit ist ein sehr nützliches Gefühl, auch wenn es sich nicht danach anfühlt. Sie treibt uns an und hält uns vor Augen, dass wir uns verändern wollen. Natürlich nur dann wenn wir sie erkennen und wissen was wir verändern wollen.
Die Frustration kann sich aber auch in uns manifestieren und zu einer gestörten Wahrnehmung führen. Sodass wir uns bemitleiden, andere beneiden und außer dem Meckern, keine Veränderung entsteht.

Wie können wir also unser Unzufriedenheit nutzen, um glücklicher zu werden?
Wir können uns fragen Stellen wie:

– Woher stammt meine Unzufriedenheit? (Z.B. aus vergangen Erfahrungen)
– Bin ich tatsächlich frustriert? Ist mein Leben wirklich so schlecht?
Wenn ja, weshalb?
– Was gefällt mir an meinen Job nicht mehr?
Es hatte ja seinen Grund, dass ich mich für den Job entschied.
– Was hat sich in meinem Leben verändert, dass die aktuelle Situation nicht mehr zu mir passt?
– Wie kann ich meine Situation verändern und was brauche ich dafür?
– Was für eine Veränderung wünsche ich mir?

Körperliche Unzufriedenheit

Ich fühle mich zu dick/dünn/nicht muskulös genug.
Meine Haut ist zu blass oder zu braun.
Meine Schwangerschaftsstreifen stören mich (bei Müttern oder Menschen die schnell abnehmen/zunehmen ein beliebtes Thema).
Ich habe zu viele Pickel.
Ich bin zu groß oder klein.
Ich bin nicht attraktiv genug.
Etc. …

Jeder hat so seine »Problemzonen«, die einen auch gerne in den Wahnsinn treiben.
Auch hier kann man sich fragen:

– Woher habe ich mein Bild des scheinbar perfekten Menschen und warum?
– Woher stammt mein Frauen-Männerbild?
– Ist dieses Bild mit der Realität vereinbar?
– Wurde ich für meine Erscheinung gemobbt oder geärgert? Liegt das in der Kindheit oder ist es aktuell?
– Bin ich häufig von Menschen umgeben, die anders aussehen als ich?

Bei mir zum Beispiel ist es meine Hautfarbe. Ich bin in Deutschland geboren, kenne nur die deutsche Familie meiner Mutter. Ich kannte bis auf meine Geschwister kaum dunkelhäutige Menschen. Überall wo ich auftrat, war ich eine kleine »Attraktion«. Das wurde nicht immer positiv bewertet. Sodass ich irgendwann das Gefühl bekam, hässlich zu sein. Ich dachte, wenn ich eine hellere Haut hätte, wäre ich glücklicher attraktiver. Das führte so weit, dass ich eine Ablehnung gegen meine Teint entwickelte. Ich traute mich kaum, neue Menschen zu begegnen. Denn ich war davon überzeugt, ich sei die abartige Schwarze (auch wenn ich nicht sooo dunkel bin). Erst als ich eine Leidenschaft für das Modeln entwickelte und positive Rückmeldungen für meine Hautfarbe erhielt, konnte ich mich langsam mit mir anfreunden. Ehrlich gesagt fällt es mir heute noch schwer mich so anzunehmen, wie ich bin. Gerade weil ich nur unter »Weißen« bin und somit meine Hautfarbe unter ständigen Vergleich steht. Ich stellte auch fest, im Kontakt mit »Gleichhäutigen« ist meine Hautfarbe für mich kein Gedanken wert. Somit auch keine Unzufriedenheit. Zu dieser Einsicht kam ich, erst als ich mich immer wieder mit Fragen konfrontierte. Seither weiß ich, woher meine Abneigung gegen meine Verhaltensweisen oder Problemzonen kommt. Ich kann nun daran arbeiten und es verändern. Auch wenn ich mit etwas in meinem Leben unzufrieden bin, setze ich mich hin, schreibe mir auf:

Was macht mich unzufrieden?
Was wünsche ich mir?
Wie kann ich das erreichen?

Außer der Selbstreflexion hilft es, andere Menschen um ein Feedback zu bitten. Sei es, indem du dein Bild irgendwo postest, um möglichst viele unterschiedliche Meinungen zu hören. ! Achtung, bei solchen Aktionen kann es sein, dass der ein oder andere dabei ist, der keine konstruktive Kritik äußert, sogar beleidigend wird.! Versuche dir das nicht zu Herzen zu nehmen und blende es aus!

Unzufriedenheit muss kein Dauerzustand sein!

Ein gutes Buch, was ich dazu empfehlen kann ist:

Die Angst vor dem Glück von Dr. Rainer Tschechne

Passieren Misserfolge aus Versehen? Sind gescheiterte Beziehungen Schicksal? Das würde bedeuten, dass wir an fehlendem Erfolg und Beziehungsstress nichts ändern können!

Dr. Rainer Tschechne weist in diesem Buch hingegen nach: Wir alle tragen ein unbemerktes Programm in uns, das immer wieder die gleichen Misserfolge und Stress-Situationen hervorruft. Wir verhindern automatisch ungewohnte Erfolge und Glückssituationen, obwohl wir alle Glück und Erfolg herbeisehnen.

Dieses Buch öffnet Ihnen die Augen für Gewohnheiten, die Sie immer wieder in Misserfolg und Beziehungsstress ziehen. Hier finden Sie jetzt den Schlüssel, um die Weichen in Richtung Erfolg und Glück zu stellen.

http://www.zeitzuleben.de/rainer-tschechne-die-angst-vor-dem-gluck/

Der Inhalt:

  • Wir können uns selbst nicht einschätzen
  • Wir denken immer nur an eines
  • Wir wissen nicht, was wir tun
  • Wir sind immer von gestern
  • Wir können ganz andere Dinge, als wir denken
  • Wir arbeiten täglich an unseren Misserfolgen
  • Wir legen Geld an wie unsere Großeltern
  • So machen wir andere unzufrieden
  • Lob kann Angst machen
  • Angst macht sicher
  • Ich will alles, bloß keine neuen Gefühle
  • Sei nicht zu gut zu mir!
  • Freuen Sie sich zu früh!
  • Krankheit kann Therapie sein
  • etc.

 

Bei Fragen oder Anregungen kannst du gerne schreiben. Ich nehme gerne Vorschläge für Themen an oder lese Kritik 🙂 Verbessern kann ich mich ja schließlich nur dann, wenn ich auf Fehler aufmerksam gemacht werde 🙂

Freue mich auf Kommentare, Likes und natürlich, wenn du/ihr meinen Beitrag teilt.

Liebe Grüße ❤
Sahra

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6 Gedanken zu “Ich und meine Frustration

  1. Lieber Kurt,
    danke für deine Einschätzung. Ich finde es total interessant, dass du es so siehst. Das gibt mir noch einmal zudenken. Denn in den letzten Tagen habe ich mich mit dem Umgang der sozialen Medien bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen auseinander gesetzt. Dort hatte ich eher den Eindruck, dass die Zukunft eher auf das Leben online konzentriert als auf die „Realität“. Vielleicht ist das nur bei meiner Generation und den nach mir so. Aber was würde das dann bedeuten? Dass Menschen wie du und ich zum „alten Eisen“ gehören? Ist das mit den social Networks wirklich nur ein Trend der vergeht? Oder ist es die Zukunft? Und wenn es die Zukunft ist, schaffen wir es dann die sozialen Medien so zu formen, dass es dem ich mehr gleicht, das hinter dem Laptop,Smartphone etc. steckt?

    Liebe Grüße
    Sahra

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    1. Kurt

      Ja klar. Bei der jüngeren Generation wird FB oder ähnliche Netzwerke, auch noch in vielen Jahren eine gewisse Anziehungskraft haben. Beim Rest wird es aber Abnutzungserscheinungen geben. Chatten, Bilder tauschen, Freundschaften pflegen wird sicher auch bleiben. Aber dieses peinliche „Schaut was ich heute in meinem Garten angepflanzt habe“. Oder: „Hier, ich auf dem Mount Everest“ Das wird verschwinden.

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  2. Kurt

    Liebe Sahra. Mal wieder ein klasse Blog Eintrag. Auch ich bin am Anfang meines Umgangs mit sozialen Medien öfters hereingefallen und dachte oft: „Hey der oder die hat ja ein tolles Leben“. Manche präsentieren ihr Ego oder ihre Familie nahezu perfekt auf Facebook. Es ist fast wie in der Waschmittelwerbung wo dann immer die perfekte Hausfrau / Familie gezeigt wird. Ich selbst nehme mich da nicht aus, auch auf meinem Profil präsentiere ich mich oft vorteilhaft, glücklich, wohlhabend, humorvoll usw. Also Attribute die so nicht immer auf mich oder meine Umgebung zutreffen.
    Was ich aber in letzte Zeit beobachte ist, dass viele immer weniger privates auf FB posten. Vor allem die User die schon jahrelang dabei sind. Die Angeberei hört nach und nach auf. Es wird einfach zu anstrengend. Es ist als ob sich die Sucht nach Anerkennung und Aufmerksamkeit irgendwann abnutzt. (Naja außer bei den Hardcore Narzisten) Erkennt man mit der Zeit das man sich selber anlügt / was vor macht? Vielleicht ist es mit dem ganzen Social Media Gedöns wie damals mit den Zauberwürfeln von Rubiks. Die waren in den 80er Jahren ganz toll und jeder musste einen haben.

    LG Kurt

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  3. fleischfee

    Ich kann unzufriedenheit gut nachvollziehen, bin es sogar selbst oft. Das hat mich dazu gebracht mit 35 Jahren noch ein Studium zu beginnen.
    Ich bin zwar nicht dunkelhäutig aber hatte von jeher die roten Locken meiner türkischen Oma. In der Schule hört man oft Dinge wie: Momo, Momo Omo, Rote Zora, Duracell mit Kupferkopf, später auch gern oben rot unten tot oder wenn der Keller feucht ist rostet das Dach. Ich kann also nachvollziehen wie es ist, die eigene Identität abzulehnen.
    Die Cousine meines Freundes hatte als halb Vietnamesin dasselbe Problem. Ich denke so etwas kann man auch nur sehr schwer ablegen.

    Schön wäre es, wenn die Welt irgendwann mal Menschen und nicht Äußerlichkeiten sehen würde. Danke für den Beitrag.

    LG Sue

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    1. Liebe Sue,
      danke für deine Offenheit!
      Ja, es ist schade, dass Schubladen ein Teil unserer Gesellschaft sind.
      Das wünsche ich mir auch. Das wir uns irgendwann alle so akzeptieren wie sie sind. …
      Auch wenn wir uns nicht miteinander verstehen können. Aber zumindest uns mit Respekt begegnen.

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